Falls Sie sich auch schon gefragt haben, was Lycra-Stoffe eigentlich sind und was Lycra für ein Material ist: Wir haben die Antwort für Sie. Wir klären, welche Art von Stoffen man als Lycra bezeichnet und wo der Unterschied zu anderen Begriffen wie Elasthan und Spandex liegt.
Was ist Lycra?
Fast jeder hat den Begriff Lycra schon einmal gehört. Schaut man aber auf den Zettel in der Kleidung, findet man die Bezeichnung dort nicht. Stattdessen fällt dort oft der Name Elasthan (oder auch Elastan geschrieben).
Der Grund? Lycra und Elasthan sind das Gleiche.
Was ist der Unterschied zwischen Lycra und Elasthan?
Elasthan wurde in den späten 1950er Jahren von dem amerikanischen Chemiker Joseph Shivers bei DuPont erfunden. Die Entwicklung von Elasthan markierte einen bedeutenden Durchbruch in der Textilindustrie. Der genaue Zeitpunkt der Markteinführung war 1958.
Elasthan ist ein synthetisches Material, das durch seine außergewöhnliche Elastizität besticht. Es wird durch eine chemische Reaktion, bei der Polyurethan zu langen Fasern verarbeitet wird, hergestellt. Diese Fasern können auf das 5- bis 8-fache ihrer ursprünglichen Länge gedehnt werden und kehren nach der Dehnung in ihre ursprüngliche Form zurück. Daher ist Elasthan ideal für Kleidungsstücke, die sich an den Körper anpassen müssen, wie z.B. Sportbekleidung, Badeanzüge und Unterwäsche.
Lycra ist eine Marke, die ebenfalls von DuPont entwickelt wurde und als Synonym für Elasthan gilt. Lycra ist also keine andere Faser oder ein anderes Material, sondern eine Markenbezeichnung für Elasthan von DuPont (heute unter dem Unternehmen Invista geführt).
Und was ist Spandex?
In den USA wird für Elasthan oder Lycra oft das Wort Spandex genannt. Der Begriff „Spandex“ ist eigentlich ein Anagramm von „expands“ (englisch für „dehnt sich aus“).
Spandex-Stoff ist also ein besonders elastischer Stoff, der durch einen hohen Elasthan-Gehalt seine Elastizität bekommt. Unten führen wir auf, was Lycra-Stoffe sind. Dieser Begriff wird oft gleichbedeutend mit Spandex-Stoff verwendet.
Lycra, Elasthan, Spandex: Die Definitionen
Kurz und bündig kann mal also sagen, falls jemand nach dem Unterschied zwischen Spandex, Lycra und Elasthan fragt:
- Elasthan: Elastisches Material (synthetische Faser)
- Lycra: Markenname für Elasthan, ursprünglich von DuPont entwickelt
- Spandex: Bezeichnung für Elasthan und Stoffe mit hohem Elasthan-Anteil, die besonders in den USA verwendet
Was ist Lycra-Stoff?
Einen reinen Lycra-Stoff, der also nur aus Elasthan besteht, gibt es nicht. Warum nicht und wie typische Elasthan-Anteile in Lycra-Stoffen aussehen, können Sie weiter unten nachlesen.
Als Lycra-Stoff werden aber oft landläufig alle gut dehnbaren, elastischen Stoffe bezeichnet. In der Regel sind das Stoffe mit mehr als 5% Elasthan-Anteil.
Lycra-Stoffe bestehen neben Elasthan typischerweise aus einer Mischung von synthetischen und manchmal natürlichen Fasern, die dem Stoff zusätzliche Eigenschaften wie Festigkeit, Haltbarkeit, Weichheit und Atmungsaktivität verleihen. Hier sind die häufigsten Materialien, die in Kombination mit Elasthan verwendet werden:
- Polyester: Polyester ist eine sehr häufig verwendete Faser in Lycra- und Superstretch-Stoffen. Es bietet Haltbarkeit, ist leicht, trocknet schnell und hat eine gute Formbeständigkeit. Polyester wird oft mit Elasthan kombiniert, um die Dehnbarkeit und gleichzeitig die Strapazierfähigkeit des Stoffes zu verbessern.
- Nylon (Polyamid): Nylon ist eine weitere synthetische Faser, die häufig mit Elasthan gemischt wird. Es ist stark, elastisch und widerstandsfähig gegen Abrieb. Nylon bietet auch eine glatte Oberfläche, was es besonders geeignet für eng anliegende Kleidung wie Badeanzüge und Sportbekleidung macht.
- Baumwolle: Baumwolle wird manchmal mit Elasthan kombiniert, um dehnbare, atmungsaktive und weiche Stoffe herzustellen. Diese Mischungen finden sich oft in T-Shirts, Unterwäsche und Freizeitkleidung. Der Elasthan-Anteil in Baumwollmischungen ist oft niedriger (z.B. 3-5%), aber er verleiht dem Stoff die gewünschte Dehnbarkeit.
- Viskose: Viskose ist eine halbsynthetische Faser, die aus Zellulose (z.B. Holz oder Bambus) hergestellt wird. Sie ist weich, hat eine gute Feuchtigkeitsaufnahme und kann gut mit Elasthan gemischt werden, um komfortable und dehnbare Stoffe herzustellen.
- Modal und andere Zellulosefasern: Modal, eine weitere Form von regenerierter Zellulosefaser, wird auch häufig in Mischungen mit Elasthan verwendet. Es ist weich, atmungsaktiv und hat eine ausgezeichnete Farbstabilität.
Diese Materialien werden in verschiedenen Kombinationen verwendet, um die spezifischen Eigenschaften des Endstoffes zu optimieren, je nach den Anforderungen der Anwendung, sei es für Sportbekleidung, Freizeitkleidung, Badeanzüge oder Kompressionskleidung.
Vorteile von Lycra
Bei Bekleidung ist ein Elasthan-Gehalt sehr häufig zu finden. Kein Wunder, denn Lycra bzw. Elasthan hat viele Vorteile:
- dehnt sich auf das bis zu 8-fache
- nimmt kaum Feuchtigkeit auf
- kehrt auch nach stärkster Dehnung wieder in die alte Form zurück
- ist leicht und lässt sich mit fast allen Materialien zu Lycra-Stoffen kombinieren
- pflegeleicht, robust und langlebig
Einsatzmöglichkeiten und Elasthan-Anteil
Durch die oben genannten Vorteile ist Lycra-Stoff perfekt geeignet, wenn Kleidung besonders elastisch sein muss oder möglichst eng am Körper anliegen soll.
Klassische Einsatzbereiche sind:
- Sportkleidung, auch für Profi-Sport
- Leggings
- Figurformende Unterwäsche (Shape Wear)
- Badeanzüge
- Kompressionswäsche, z.B. Kompressionsstrümpfe
Wie genau der Stoff aussieht und sich verhält, hängt zum einen von der Materialmischung, zu anderen aber auch maßgeblich vom Elasthan Anteil ab.
Elasthan-Anteil in Lycra-Stoff
Je nach Einsatzbereich der Textilien variiert der Anteil an Elasthan stark. Hier sind einige typische Zahlen:
- 1 bis 5% Elasthan ist oft in T-Shirts oder Jeans enthalten, damit sie etwas elastisch sind.
- 5 bis 10% Elasthan sind typisch für Stretch-Jeans, Jeggings und Sport-T-Shirts.
- 10 bis 25% Elasthan sind oft in Fitness-Leggings, figurformender Wäsche (Shape Wear) oder Badeanzügen enthalten.
- 25 bis 30% Elasthan findet man in Wettkampf-Badeanzügen oder Kompressionswäsche.
Warum gibt es keinen Lycra-Stoff, der nur aus Elasthan besteht?
Stoffe enthalten selten mehr als 30% Elasthan, weil ein höherer Anteil die Struktur und Stabilität des Materials beeinträchtigen würde. Zudem kann zu viel Elasthan den Stoff schlaff und weniger haltbar machen, was zu schnellerem Verschleiß führt.
Außerdem könnte der Komfort leiden, da der Stoff zu eng oder unelastisch wird. Für die meisten Anwendungen bietet ein Elasthan-Anteil von 10% bis 30% die optimale Balance zwischen Dehnbarkeit, Komfort und Haltbarkeit, ohne die Herstellungskosten unnötig zu erhöhen.
Wie entsteht glänzender Lycra-Stoff?
Das glänzende Aussehen oder der „Wet Look“ bei Lycra-Stoffen wird durch mehrere Faktoren erzeugt, die sowohl mit den verwendeten Materialien als auch mit den Herstellungsverfahren zusammenhängen:
- Nylon (Polyamid) oder Polyester: Diese synthetischen Fasern werden häufig in Kombination mit Elasthan verwendet, um Lycra-Stoffe herzustellen. Denn Nylon und Polyester haben von Natur aus eine glatte, glänzende Oberfläche, die dazu beiträgt, den typischen Glanz des Stoffes zu erzeugen.
- Dichte Webart: Eine dichte Webart, bei der die Fasern eng miteinander verknüpft sind, kann ebenfalls den Glanz verstärken, da sie eine glatte und geschlossene Oberfläche schafft, die Licht gut reflektiert.
- Beschichtungen: Einige Lycra-Stoffe erhalten eine spezielle Oberflächenbehandlung oder Beschichtung, wie zum Beispiel Polyurethan (PU), um einen glänzenden „Wet Look“ zu erzielen. Diese Beschichtungen können entweder eine durchsichtige, glänzende Schicht sein oder eine speziell formulierte Mischung, die den Glanz verstärkt.
- Hitze- und Druckbehandlung: Nach der Herstellung des Stoffes kann eine zusätzliche Behandlung durch Hitze und Druck erfolgen, um die Fasern zu glätten und den Glanz zu intensivieren.
- Hochglanzfärbemittel: Zur Färbung des Stoffes dienen manchmal spezielle Hochglanzfärbemittel, die den Glanz des Materials betonen. Diese Farben enthalten spezielle Pigmente, die das Licht reflektieren und so den glänzenden Effekt verstärken.
Zusammengefasst entsteht der glänzende oder „Wet Look“ von Lycra-Stoffen, bekannt zum Beispiel von Sportleggings oder Bademode, durch die Kombination aus den gewählten Materialien (insbesondere Nylon oder Polyester), der Verarbeitung der Garne und Gewebe, speziellen chemischen Behandlungen und der abschließenden Färbung und Oberflächenveredelung.